Wir werden durch Auf- oder Abbauarbeiten aus dem Schlaf gerissen. So arg schlimm ist es aber nicht, weil es schon Aufstehzeit ist. In Kelheim rüstet man sich für ein Fest mit Bierbänken und Bierschiffchen. Wir lassen uns von der Geschäftigkeit antreiben und machen uns frühstücksbereit. Frau Denk von der Pension Dietz hat uns und den anderen Gästen bereits ein leckeres Frühstückbuffet angerichtet. Wir lauschen mehr oder weniger unfreiwillig den Erzählungen der andere Radler. Zumindest diejenigen, die sich lautstark äußern, sind Rentner.
Gestärkt und derart infomiert packen wir ein und machen uns startklar. Für den heutigen Tag ist eine kurze Etappe nach Regensburg gepant, allerdings mit einem Stopp im Kloster Weltenburg, um uns den kulturellen und kulinarischen Besonderheiten zu widmen. Wir klären die finanziellen Belange und kommen mit Frau Denk ins Gespräch. Wir erzählen von der geplanten Route über die Befreiungshalle nach Weltenburg und von dort zurück nach Kelheim. Sie erklärt uns, dass der Anstieg zur Befreiungshalle ein heftiger sei, egal ob man die Fahrstraße oder den Fußweg wählt. Die geplante Auffahrt über den Fußweg kommentiert sie nur mir „Seids ihr so narrische Radlfahrer?“. Wir grinsen nur und trollen uns.
Auf dem Weg zur Befreiungshalle stoppen wir kurz am Geldautomat und fahren dann zum Anstieg zur Befreiungshalle. Der Berg hat es echt in sich, aber eigentlich sind nur die ersten 200 Meter schlimm. Wir befolgen aber die Schilder, die uns zum Absteigen auffordern, denn wir möchten auch nicht mit den stockbewehrten Walkern in Konflikt kommen.
Oben angekommen genießen wir die Aussicht über die Stadt, das Flusstal und den Donaudurchbruch. Weiter geht es über Waldwege unserem ersten Zwischenziel entgegen. Unterweg fällt mir auf, dass der GPS-Logger nicht korrekt arbeitet und ich wechsele die Akkus. Diesen kurzen Stopp nutzen auch sofort fiese Mücken und machen sich über unsere Waden her. Während Herr Barbossa weiter am GPS-Logger herumfummelt und Mücken verjagt, entdeckt Frau Clobber etwas haariges auf der Straße. Bei einem ersten flüchtigen Blick ordne ich es zunächst als ein Aufeinandertreffen von Autoreifen und Eichhörnchen ein. Zwangsläufig müssen wir den Fund passieren und entdecken dabei, dass es sich um einen Hinterlauf eines Rehs handelt. Den Rest muss ein Tier aufgefuttert haben und das Beinteil hat es für wenauchimmer dort hinterlassen.
Schwungvoll rollen wir der Donau bergab entgegen. Bei dem Speed können keine Mücken mehr mithalten. Wir kommen direkt auf der gegenüberliegenden Seite vom Kloster Weltenburg an der Donau aus dem Wald. Von der Abschlussfahrt der Schule weiß ich noch, dass es zwei Fähren gibt: eine für Autos, Radler, Motorräder und eine nur für Fußgänger. Wir warten an der Anlegestelle auf den Fährmann. Diese Zeit nutzen auch wieder die Mücken, um über uns herzufallen. Dieses Mal ergreifen wir nicht die Flucht, sondern holen die chemische Keule aus dem Rucksack. Der urbayerische Fährmann – ein Bazi, wie man ihn sich vorstellt – kommentiert unser Unterfangen nur mit „Hoams euch dich Schnaken packt?!“ Zusammen mit ein paar anderen Radler bringt er uns super auf die andere Seite. Nach 200 Metern sind wir am Zwischenziel der heutigen Mini-Etappe angekommen, nämlich in der Klosterschenke Weltenburg.
Wir finden eine schönes Plätzchen im sonnigen Innenhof und bestellen Obazten, Weißwürstl (ist ja noch vor elf) und Bier. Nach einem zweiten Bierchen wollen wir uns aber auch die Klosterkapelle ansehen. Auf besagter Klassenfahrt bin ich ja schon einmal hier gewesen, hatte aber nur Interesse am Bier. Wir betreten die Kapelle als gerade eine Andacht beendet ist. Für einen Norddeutschen ist der Anblick unbeschreiblich. Man säuft ab im Barock!
Weiter geht unsere Tour nach Regensburg. Wir fahren in der Mittagssonne durch den Ort Weltenburg und müssen dann im Anschluss einen Berg überwinden. Der Anstieg erweist sich als ganz schön anstrengend, umso rasanter ist die Abfahrt. Mit 60 Sachen brettern wir Kelheim entgegen. Nach kurzer Orientierung durchqueren wir noch ein letztes Mal die Stadt und fahren auch an Stockis Wirtshaus vorbei. Von hier folgen wir dem sehr gut ausgeschilderten Donauradweg.
Direkt hinter Kelheim erweist sich die Luft als sehr chitinhaltig, was uns aber nicht aufhält. Vor Kapfelberg geraten wir an eine Gruppe Rennradfahrerinnen, die uns Windschatten spenden. So lasse ich mir das Radfahren gefallen: vier hübsche Mädels auf tollen Rädern vor mir. Die Mädels haben ein gutes Tempo drauf, aber wir können gut folgen. Davon sind die Damen wohl überrascht, aber dennoch zeigen sie uns Überhol- und Ausweichmanöver sehr professionell an. Für Führungsarbeit taugt unsere Ausrüstung allerdings nicht. Unser 5er-Pack überholt in Poikam einen Rennradler (Team Bianchi), der sich spontan anschließt. Die drei Mädels habe eine andere Strecke als wir alle vor und so kommt es nach 500 Meter, dass wir rechts auf dem Donauradweg abbiegen. Wir bedanken uns lautstark für den Windschatten und der Rennradler, der auch auf dem Radweg weiterfahren möchte kommentiert seine kurze Windschattenfahrt mit „Schade, schon vorbei“.
Das war das letzte Mal, dass wir den Herrn vom Team Bianchi gesehen haben, denn wir habe ihn abgehängt. In Bad Abbach laufen wir auf die nächste Rennradfahrerin auf, in deren Windschatten wir uns zunächst hängen. Leider lässt die Dreißig-Rechts-Vor-Links-Wohn-und-Parkzone kein zügiges rollen zu. Auf freien Straße zieht Frau Clobber Girl kurz an, um Windschatten zu spenden, aber die Rennradlerin kann ihr (und damit auch mein) Tempo nicht halten. Von der Straße geht es nun auf auf einen separaten Rad- und Fußweg. Genau darin liegt das Problem, denn es gibt auch auf dem Fahrrad Sonntagsfahrer und wir entschließen uns die letzten Kilometer nach Regensburg auf der Straße zu fahren. Auch hier orientieren wir uns an den Radfahrern, die uns vom Donauradweg auf einem etwas direkteren Weg an einer relativ stark befahrenen Straße den Weg Regensburger Innenstadt weisen.
In Regensburg schlängeln wir uns durch die übervollen Straßen. Es ist findet ein Jazz-Fest statt und jedermann ist auf den Sohlen. Die nette Dame in der Touristinfo vermittelt und ein Superzimmer im Kleinen Haus vom Hotel Orphee mitten in der Stadt. Es ist ein wunderschönes Zimmer mit individueller Einrichtung, einem Himmelbett und einem eleganten Badezimmer. Nach unserer kurzen Etappe richten wir unsere Trikots her, kommodieren uns und gehen auf Erkundungsstreifzug durch die Stadt. Es ist rappelvoll in der Innenstadt, sodass wir zunächst die Flucht über die die Steinerne Brücke zum Ausschank im Spital-Garten antreten. Hier genießen wir den Ausblick über Wasser und auch ein paar Biere. Auf dem Rückweg stärken wir uns mit leckere Bratwürsten und Kümmelbrötchen beim Wurstkuchl direkt an der Brücke.
Weiter geht es zu Fuß noch einmal quer durch die Stadt, weil wir bei Ihrer Durchlaucht Gloria von Thurn und Taxis vorbei schneien wollen. Der Palazzo ist wirklich recht imposant. Auf dem Rückweg in die Stadt finden wir auch ein nettes kleines Bierlokal, in dem wir noch einen Imbiss einnehmen. Sehr entspannt fallen wir in der mittlerweile jazzbefreiten Innenstadt in unser Himmelbett und entschlummern sanft.
Der heutige Tag schlägt mit bescheidenen 54,2 Tacho-km bzw. 52,0 GPS-km zu Buche. Das Bier in Weltenburg und der folgende Damen D-Zug waren eine Freude für jeden Radfahrer!
Bei Bikemap ist die heutige Strecke als „Sommertour09: 07. Kelheim – Regensburg“ hinterlegt.