Archiv der Kategorie: Film

Hier findet ihr Cineastisches

Dorfpunks

In der Woche zuvor habe ich es leider nicht geschafft ein deutsches cineastisches Meisterwerk zu begutachten. Es sollte also ein Besuch der Verfilmung von Rocko Schamonis Erstlingswerk Dorfpunks im Mittelpunkt des Kinoabends stehen.

Um es kurz zu fassen: Die Zeitreise in die 80er des vergangenen Jahrhunderts ist Lars Jessen gelungen. Die grau-braune Farbgebung in vertäfelter Kulisse wird von 80er Musik und Punkgeschraddel verstärkt. Auch die typisch weichgespülte Haltung der Eltern (der Vater ist Lehrer), der Töpfermeisterin und des Kneipenwirts, der sich mit ein paar Teenagerpunks umgibt, wurde gekonnt umgesetzt. Der Regisseur hat mit seinem Film „Am Tag als Bobby Ewing starb“ schon gezeigt, dass er die 80er drauf hat. Ich fühlte mich wirklich wie damals in den 80ern auf dem Land. Es gab sie damals wirklich, die Dorfpunks, auch im Zonenrandgebiet!

Roddy Dangerblood kommt mir in dem Film aber auch einfach zu nett rüber. Der grinst die ganze Zeit. So breit kann doch keiner sein. Vielleicht ist es beabsichtigt, vielleicht liegts aber auch daran, dass es Cecil von Renners erste große Rolle ist. Mein persönlicher Hit in dem Film war die Stelle, an der Roddy mit der Pistole in die Luft schießt.

Nach dem Film haben andere Zuschauer im Foyer noch wild spekuliert, wie wohl Fliegevogels Urinszenen gedreht wurden. Sehr amüsant anzuhören, was für Gedanken sich die Menschheit machen kann.

Insgesamt mal wieder ein gelungener Filmabend. Mein Fazit: Prima deutsches Kino fernab vom Mainstream. Ansehen!

The International

Auf ins Kino lautet mal wieder die Devise. Gestärkt mit japanischen Leckereien aus dem Restaurant Kyoto geht es mal wieder ins Cinemaxx. Bedingt durch die Berlinale und die frisch verliehenen Oscars sind jede Menge interessanter Filme in den Kinos. Zur aktuellen Auswahl stehen „The International“, „Milk“ und „Gran Torino“.

Die Entscheidung ist recht schnell für „The International“ ausgefallen: deutscher Regisseur, aktuelles Thema und zu guter letzt frisch auf der Berlinale diskutiert. Der Film verspricht und hält eine Story über die internationale Vernetzung von Banken, Macht und Waffenhandel sowie einen derben Spritzer Action.  Mit Clive Owen, Naomi Watts und Armin Müller-Stahl ist der Film brillant besetzt. Etwas arg übertrieben, aber dennoch mit schönem Geballer, wurde das Shoot-out im Guggenheim-Museum inszeniert. Allein das Ende wirkte irgendwie an die sonst interessant ausgestaltete Story angeflickt. Vielleicht sind Mafiosi-Waffenhändler aber so.

Mein Fazit: Ein unterhaltsamer Film mit guter Besetzung und einem aufgesetzt wirkenden Ende, kann aber nicht mit Tom Tykwers „Lola rennt“ mithalten.

Buddenbrooks

Das Jahr fängt mit einem Kulturkracher an: Es soll ins Kino gehen.

Dort wird Heinrich Breloers Neuverfilmung von Thomas Manns Erstlingsroman „Buddenbrooks“ gespielt. Neben der tollen Besetzung reizt mich der Film vor allem wegen sehr persönlicher Eindrücke aus der Schulzeit. Damals™ musste die zwölfte Klasse den Schinken lesen.Totlangweilig fand ich das Buch zu der Zeit. Nachdem das Nichtlesen des Buchs aufgeflogen war, hatten wir Zei den Schinken uns bis zur Klausur durchzulesen. Das habe ich dann auch am Tag zuvor getan. Schade, dass man durch Zwangsmaßnahmen auf ein solch brillantes Werk gestoßen werden muss.

Nun aber zum Film: Die im Film erzählte Geschichte kann mich natürlich nicht überraschen. Die grobe Story habe ich noch im Kopf, aber die Details sind nur noch bruchstückhaft vorhanden. Der kontinuierliche Untergang der Familie Buddenbrook wird vorzüglich ins Bild gesetzt, wenn auch die Kulissen der alten Stadt Lübeck teilweise sehr plakativ oder hingestellt wirken. Die erste Garde deutscher Schauspieler kann in dem Film alles zeigen. Den Film kann man natürlich nicht mit dem Buch vergleichen, aber ich hätte mich sehr über die Darstellung ?der/des? goldgelben Favoris von Bendix Grünlich gefreut. Den Begriff fand ich beim Lesen des Buch einfach klasse. Mein Lieblingszitat aus dem Film: „Wie beliebt?“

Fazit: Sehr gutes deutsches Kino, welches die umfangreiche Romanvorlage unterhaltsam in kurzweiligen 150 Minuten umsetzt.