Um halb acht geht es los: Unser Urlaub kann beginnen. Wir stürmen aus dem Haus, verstauen unser Gepäck im Auto, betanken den Panna-Cotta-Blitz und fahren in den Süden, der Sonne hinterher. Wir zweifeln auf unserer Autofahrt nach Volkach allerdings am Wetter, weil es den einen oder anderen Guss gibt. Alex meint, dass es nur die eine Wolke wäre, wobei ich Zweifel anmelde, ob die Wolke vielleicht bis nach Südfrankreich reicht.
Wir parken gegen 11:30 Uhr den Wagen in Volkach, packen unsere Sachen nebst Rädern aus und machen uns radfein. Kurz vor zwölf steigen wir in den Mainradweg ein. Als Etappenziel ist Würzburg ausgegeben. Die nächsten beiden Tage fahren wir immer am Fluss entlang bis wir links abbiegen.
Fahr mal weg mit Huschebeck
… so lautet der Werbeslogan eines in Herzberg am Harz ansässigen Busreiseunternehmen. Ich erwähne das nicht ohne Grund, denn einen Bus der Firma Huschebeck sehen wir in Volkach als die offensichtlichen Rentner Busreisenden einen Maindampfer besteigen. Wir freuen uns und beginnen eine Diskussion ob wir wie im letzten Jahr die Mainschleife abradeln oder die Abkürzung am Kanal nehmen sollen. Natürlich nehmen wir die landwirtschaftlich schöne Runde um die Mainschleife. Wir bekommen direkt an der Mainbrücke unsere ersten Überholopfer vor die Vorderräder und kassieren die Silberbiker im Nu.
Wir als alte Mainradweghasen kennen die Strecke nach Würzburg ja vom letzten Jahr, daher lassen wir uns bei Hörblach nicht von einem Radweg-Baustellen-Umleitungs-Schild verjagen. Wir radeln durch die Baustelle weiter. Die Strecke ist schon besser als im letzten Jahr, damals™ war sie sehr locker, wie ein Kiesweg. Der Unterbau des entstehenden Radwegs ist schon gut verdichtet, sodass wir die Umleitung eher als Empfehlung ansehen. Wir kommen nach Mainsondheim. Der ganze Ort ist ein Golfplatz. Wir folgen am linken Flussufer der Ausschilderung des Radwegs immer am Main entlang. Unser Zwischenziel heißt Marktbreit. Letztes Jahr sind wir dort nicht gewesen, weil wir auf der anderen Mainseite nach Frickenhausen unterwegs waren. In Etwashausen ist der Radweg ebenfalls eine Baustelle, allerdings ohne Ausschilderung einer Umleitung. Wir statten uns mit Regenjacken aus, orientieren uns unter der Mainbrücke und setzen den Weg nach Gefühl und Wellenschlag fort. Am Ortsende sehen wir das Ende der Radwegbaustelle und fädeln uns ein.
Unterwegs kommt mir die Idee, dass wir einen Trailname für uns brauchen. Ich habe eine Doku gesehen, wo über den Apalachian Trail in den USA berichtet wurde. Dort ist es üblich sich einen Trailname zuzulegen. Meine Entscheidung ist schnell gefallen: Ich wähle den Namen Barbossa, weil wir ein Schiff ähnlichen Namens gesehen haben, Herr Barbossa ein großer Kapitän ist und Namensähnlichkeit zu Barbarossa besteht. Meinen Rasierer habe ich aus Gewichtsgründen daheim gelassen und mein Bartwuchs neigt zu einem Rotton. Kirchi will sich noch einen Namen ausdenken, der sie repräsentiert.
In Marktbreit werden wir von einem Schild auf ein besonderes Kind der Stadt aufmerksam gemacht: Herr Dr. Alzheimer ist hier geboren. Wir radeln durch die sich am Berg anschmiegende Stadt und kommen wieder zum Zentrum zurück. Hier passierts: Alex rutscht bei Schrittgeschwindigkeit mit dem Hinterrad auf einem Gullideckel weg uns stürzt und fällt auf die rechte Seite. Wir pausieren an Ort und Stelle. Die Wirtin des Cafés, wo wir uns erfrischen, reicht Alex einen Eisbeutel zum Kühlen des Schienbeins. Ich verpasse ihr ein Pflaster und bestelle uns Apfelschorlen. Was für ein Start in den Urlaub. Wenn das so weiter geht, dann kann es ja heiter werden.
Nicht nur Alex trägt Blessuren davon, auch ihr Rad ist etwas in Mitleidenschaft gezogen. Der kleinste Gang lässt sich nicht einlegen, denn die Kette springt zwischen das große Ritzel und Speichen. Das ist kein akzeptabler Zustand und wir diskutieren über eine Reparatur, allerdings hat der ortsansässige Radhändler noch Mittagspause. Daher entscheiden wir uns für die Weiterfahrt über Ochsenfurt nach Würzburg. Da wir Ochscnfurt schon kennen, gehts nonstop nach Würzburg.
Etwas abseits unseres Wegs zur Würzburger Touristinfo finden wir einen Radladen namens Bikestore, wo uns spontan geholfen wird. Das Schaltauge hat etwas abbekommen, kann aber wieder innerhalb von 10 Minuten gerichtet werden. Danke nochmals für den tollen Service an dieser Stelle! Wir setzen den Weg in die Innenstadt fort und bekommen von der Touristinfo auch ein Zimmer im Hotel Urlaub vermittelt. Der Preis und die Lage sind ok.
Im Hotel angekommen fühlen wir uns wie auf einer Zeitreise in die 1960er. Die plüschige Einrichtung trägt zu diesem Eindruck bei. Bemerkenswert sind die vielen Schilder, die uns unter anderem informieren, dass dort belebtes Granderwasser aus dem Hahn sprudelt. Wenn die Dusche diese Information bloß hätte, dann würde sie das Wasser vielleicht mit mehr Druck ausspucken. Naja, wird schon gehen für eine Nacht, außerdem ist der Stachel ja nicht weit weg. Also waschen wir flink die Trikots aus, nachdem wir geduscht sind und sind zur Erkundung der Stadt bereit.
Wir wollen einen leckeren Frankenwein im Stachel trinken und uns von der Speisekarte inspirieren lassen. Leider hat das Personal die Serviceorientierung noch nicht in der Gänze durchdrungen. Wir bekommen auf Nachfrage die Wein- und Speisenkarte. Das wars. Nach 10 Minuten der Nichtbeachtung rücken wir ab. Die Speisen sind ohnehin nicht gerade ein Schnapper und zu trinken bekommen wir auch an anderer Stelle. Also wollen wir einen Schoppen beim Maulaffenbäck trinken. Drinnen ist das Lokal rappeldickevoll und wir nehmen draußen Platz. Einsetzender Regen vertreibt uns unverrichteter Dinge zum Gasthaus „Lämmle“. Hier bekommen wir Essen und Getränke 🙂
Derart gestärkt stromern wir durch die Stadt mit dem Ziel Residenz vor Augen. Dort bekommen wir ordentlich was auf die Ohren, nämlich ein Blaskonzert. Irgendeine Party steigt dort, aber leider wird das Spiel der Hornisten durch die Martinshörner der anrückenden Feuerwehr übertönt. Zum Glück nur ein Fehlalarm. Daraufhin wiederholt die Kapelle einfach ihr Spiel. Wir sehen uns noch den Innenbereich an, der zur Uni gehört. Auch hier setzt man auf HIS LSF als Vorlesungsverzeichnis.
Durstig wollen wir wieder zurück ins Zentrum der Stadt. Zielgerichtet steuern wir den Maulaffenbäck an und lassen den Abend bei Wein ausklingen und nehmen Kurs auf unser Bett.
Wie schon im Jahr zuvor habe ich die Strecke mit meinem GPS-Logger aufgezeichnet und bei Bikemap als „Sommertour09: 01. Volkach – Würzburg“ hinterlegt. Laut Fahrradtacho waren es 69,2 km, nach GPS 66,5 km.
Fazit des Tages: Crash überlebt – ein Hotel, in dem niemand Urlaub machen möchte – Würzburg ist toll