Sommertour09: Würzburg – Kreuzwertheim

Nach einer mehr schlecht als recht verbrachten Nacht, wollen wir uns mit einen richtigen Urlaubsfrühstück für die heutige Etappe stärken. Beim Frühstück setzt sich das bizarre Gefühl fort, welches die Zimmer und die Inneneinrichtung des Hotels verbreiten. Dem Kaffee hätten ein paar Bohnen mehr pro Tasse besser getan als das informierte Wasser. Das Knäckebrot lassen wir im Plastikspender, obwohl mich die Auswurftaste schon herausfordert. Die Qualität und auch die Auswahl sind nicht schlecht, aber weniger ist manchmal mehr.  Der Kaffee ist aber trotzdem gruselig!

Wir erledigen das finanzielle und schwingen uns auf die Räder. Auf der alten Mainbrücke machen wir noch ein paar Fotos im schönen Morgenlicht. Auf ein Erklimmen des Marienberg verzichten wir dankend wie im Vorjahr angesichts der heutigen Etappe. Letztes Jahr sind wir von Würzburg nach Gemünden und von dort am Folgetag nach Wertheim gefahren. Angesichts der bescheidenen Übernachtungsmöglichkeiten in Gemünden haben wir uns entschlossen die beiden Etappen auf einmal zu erschlagen. Für Gemünden ist unterwegs nur ein LKW eingeplant.

So nimmt die Party also ihren Lauf: Wir folgen der Ausschilderung auf dem linksmainischen Radweg. In Erlabrunn kommt es aber zu einem ersten Zwangsstopp, weil sich an Alex‘ Rad bei einem Schaltvorgang die Kette zwischen den vorderen Blättern verklemmt. Der Fachmann spricht von Chainsuck, wir sind nur angepisst.  Unter Zuschauern beheben wir den Minidefekt und radeln guter Dinge weiter. Wie im letzten Jahr wollen wir in Karlstadt eine Pause einlegen, aber nicht zur Stärkung, sondern um uns einen guten Kaffee zu gönnen, der uns im Hotel leider nicht geboten werden konnte. Gesägt tun getan. Von Karlstadt nehmen wir Kurs auf Gemünden und schinden uns reichlich im Gegenwind. Wir hoffen, dass morgen die Windrichtung bleibt, denn dann pustet es uns gut bergauf.

Von der Windschinderei erholen wir uns in Gemünden bei einem LKW (LeberKäsWeckle) vom Schlachter Bieniussa. Dieses mal müssen aber EUR 1,91 für zwei LKW über den Tresen geschoben werden. Nach der polizeilich überwachten Mittagspause treten wir rechtsmainisch gen Lohr in die Pedale, denn dort lockt uns frisches Lohrer Bier. Der Weg am rechten Mainufer ist neu für uns, aber auch nicht besser oder schlechter als der linke. Unterwegs teilt Alex den von ihr gewählten Trailname mit: Clobber Girl, weil Lisa Simpsons als Frau mit Superkräften in einer Treehouse-of-Horror-Folge so heißt. In Lohr trinken wir darauf wie angedroht Lohrer Bier bzw. Radler. Ein paar wahrhaftig alte Radelhasen erzählen uns von ihren diversen Radtouren, unter anderem vom Tauern-Radweg bis zu den Krimmler Wasserfällen.

Nach dem netten Plausch wechseln wir bei Lohr die Mainseite und radeln in Richtung Marktheidfeld. Dort legen wir eine Riegelpause ein und beratschlagen die weitere Route. Es gibt hinter Triefenstein eine Route rechts des Mains, die direkt nach Kreuzwertheim führt. Dort möchten wir nämlich im Landgasthof Franz übernachten und eventuell auch Essen und Trinken. Bei Triefenstein wechseln wir also die Flusseite. Direkt hinter der Brücke biegen wir rechts in einen Weg ab, dessen Boden von abgefallenen Wildkirschen übersät ist. Ich bekomme zwangsläufig Hunger und erbettel eine weitere Riegelpause, denn für den bevorstehenden Anstieg brauche ich etwas Kraft. Der Weg ist etwas verwirrend ausgeschildert, aber wir können dennoch folgen.  Nachdem wir die A3 unterquert haben verklemmt sich bei Clobber Girl erneut die Kette an den vorderen Kettenblättern. Ich frage noch nach, ob sie vielleicht unter Last geschaltet hat, was sie verneint. Wir radeln weiter bergauf. Das ist der erste richtige Berg auf der Tour. Ich schalte auch auf das kleinere Kettenblatt und habe auch meinen ersten Kettenfresser. Wir zweifeln beide an der korrekten Wahl der Schaltgruppe an unseren Rädern. However, in der Chainsuckwertung heißt es Clobber Girl vs. Barbossa – 2 : 1.

Unter nerviger Stimmung und Aufbringung aller Kräfte wuppen wir uns den Berg hinauf. Oben angekommen stellen wir fest, dass dort früher mal ein Rad- oder Waldweg gewesen sein muss. Bauarbeiter habe den Weg in eine Schlammstrecke verwandelt. Wir hoffen, dass für nachkommende Generationen ein vernünftiger Radweg gebaut wird. Vom Umfang der Erdarbeiten muss das einfach was werden. Die Steile Abfahrt nach Kreuzwertheim erweist sich als einzige Schlammspur und wir entschließen uns daher dem Waldwirtschaftsweg zu folgen um dann auf der Straße bergab zum Ziel zu rollen.

Beim Landgasthof Franz angekommen sehen wir aus wie die Schweine und dreckig sind wir obendrein. Unsere Räder sind mit einer Matschkruste überzogen, die mit dem Kärcher entfernt werden müsste. Zu unserem Glück ist die Wirtschaft auch noch geschlossen. Nach 15 Minuten Wartezeit wird dann aber nachmittags geöffnet und es ist sogar ein Zimmer für uns frei. Glück gehabt, dass uns jemand eine Unterkunft gibt, wie wir aussehen. Bevor wir die Räder im Fahrradraum einstellen stauchen wir sie zwei-drei-Mal auf.

Mein Tacho zeigt 100,77 km an. GPS-basiert sind es allerdings nur 96,8 km. Entsprechend kaputt fühle ich mich auch – Clobber Girl als Frau mit Superkräften steckt das sicherlich alles weg.Wir duschen, gucken Tour de France und machen ein Nickerchen.

Wir zischen im Außenbereich des Gasthofs ein erfrischendes Spessart-Specht-Bier, direkt aus der Nachbarschaft. Nach der kräftezehrenden Tour entscheiden wir uns beide für ein Schweinerückensteak mit Senf-Meerrettich-Kruste. Lecker! Wir trinken noch einen Schoppen Wein, bevor uns der einsetzende Regen ins Zimmer treibt. Es ist zum Glück nicht weit 🙂

Auch die heutige Strecke ist bei Bikemap in meiner Routensammlung unter der Bezeichnung „Sommertour09: 02. Würzburg – Kreuzwertheim“ zu finden. Es sind 96,8 GPS-basierte bzw. 100,8 Tacho-gemessene Kilometer auf der Habenseite zu verbuchen.

Fazit des Tages: LKW in Gemünden rocken – Lohrer Bier ist klasse – Gefühlte Century-Etappe – Kettenfresserwertung hat begonnen